Hannes Laermanns & Daniel Kelterbaum

Seit September 2013 betreiben Hannes Laermanns und Dr. Daniel Kelterbaum das Forschungsprojekt “Das Rioni-Delta und die Siedlungshügel von Ergeta und Orulu – geoarchäologische Forschungen im Bereich der Schwarzmeerküste Georgiens”, im Rahmen dessen in Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen der Ilia State University in Tiflis die Untersuchung des holozänen Landschaftswandels und dessen Einfluss auf die lokale Siedlungsgeschichte des Menschen im Vordergrund steht. Die kolchische Tiefebene, in der das Untersuchungsgebiet liegt, erstreckt sich entlang der georgischen Schwarzmeerküste und zählt bis heute zu den geowissenschaftlich am wenigsten untersuchten Regionen des Schwarzmeerraums. Bedingt durch die geschützte Lage zwischen dem Großen und Kleinen Kaukasus, konnte der Mensch diese Region bereits während des letzten glazialen Maximums (ca. 21000 Jahre vor heute) als günstigen und schutzbietenden Rückzugsraum nutzen. Im Laufe der langen Besiedlungsgeschichte ist jedoch vor allem die Antike hervorzuheben, in der die Kolchis zum Zentrum der Goldschmiedekunst aufstieg, was unter anderem die der griechischen Mythologie entstemmende Argonauten-Sage inspirierte, in der Jason und seine Gefährten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies die Kolchis bereisen.

Das Forschungsprojekt konzentriert sich zum einen auf den Landschaftswandel des kolchischen Küstenraums, der durch den fortschreitenden Deltavorbau des Flusses Rioni und den Meeresspiegelanstieg der letzten Jahrtausende umfassenden Veränderungen unterworfen war. Als wesentliche Datenbasis zur Rekonstruktion dieser naturräumlichen Veränderungen dienen Rammkernbohrungen, mit deren Hilfe die Sedimentsequenzen und somit die zeitliche Abfolge unterschiedlicher Sedimentationsbedingungen bestimmt werden können. In einer ersten Teilstudie konnte in diesem Zusammenhang die Abschnürung der weitläufigen Lagunen und die darauffolgende Verlandung großer Areale bereits nachvollzogen werden.

Darüber hinaus wurde am Beispiel von drei Siedlungshügeln die bronzezeitliche Besiedlung der Region näher studiert. Seit dem Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrtausends wurden relativ kleine Siedlungshügel errichtet, die es den Menschen ermöglichten auch in den sumpfigen Arealen zu siedeln und sesshaft zu werden, was durch die sedimentären Analysen bestätigt werden konnte.

Die durch die Hohmann-Förderung der Gesellschaft für Erdkunde zu Köln ermöglichten Radiokohlenstoff-Datierungen werden Bestandteil einer weiteren Teilstudie sein, die sich mit der Genese des südlich des Rioni gelegenen Supsa-Deltas beschäftigt. Hier zeichnet im wesentlichen die Verzahnungen von mariner Transgression durch Meeresspiegelanstieg, Deltavorbau durch Flusssedimente und den sich nördlich anschließenden Paliastomi-See verantwortlich für den Landschaftswandel am Südrand der zentralen Kolchis.

Überblick über das zentrale und nördliche Arbeitsgebiet an der georgischen Schwarzmeerküste

Überblick über das zentrale und nördliche Arbeitsgebiet an der georgischen Schwarzmeerküste.

 

Rammkernbohrung in der Küstenebene

Rammkernbohrung in der Küstenebene.

 

12 m mächtige Sedimentsequenz aus dem Rioni-Delta mit einer Abfolge aus Meeres-, Strand-, Lagunen-, Sumpf- und Flusssedimenten, die den Küstenlandschaftswandel bilderbuchhaft widerspiegelt

12 m mächtige Sedimentsequenz aus dem Rioni-Delta mit einer Abfolge aus Meeres-, Strand-, Lagunen-, Sumpf- und Flusssedimenten, die den Küstenlandschaftswandel bilderbuchhaft widerspiegelt.

 

Studierende der Uni Köln bei der Bohrkerndokumentation im Gelände

Studierende der Uni Köln bei der Bohrkerndokumentation im Gelände